„ihre finger glitten über die seite, tasteten die erhebungen und vertiefungen ab, versuchten zu begreifen. sie war gewappnet mit einer fingerkuppe, die voraussah, die im voraus begriff, wie später der blindenstock ihr auge sein würde: sie würde leben an der grenze von schrift.

das band zwischen hand und auge war gelöst. sie hatte ein neues band zwischen dem ohr und der hand geknüpft. sie ertastete die schrift mit ihren fingerkuppen, durchlief sie mit ihren lippen, entzog der schrift ihre gewaltsamkeit.

sie war sieben jahre alt als sie innerhalb einer woche erblindete.“

Die Geschichte einer Annäherung zwischen zwei Frauen beruht auf Gesprächen mit nichtsehenden Menschen. Es ist der Versuch einer Fokusierung auf den Hör- und Tastsinn.

 

Kompositionen
Reinhold Schinwald Aufzeichnungen einer Blinden für Schlagwerk (2020)
Reinhold Schinwald re-lay für Elektronik (2018)
Germán Toro-Pérez Rulfo / ecos I für Violoncello und Elektronik (2006)

Live-Mitschnitt einer Aufführung in Kooperation mit Theater Quadrat vom 1.Dezember 2023

 

 

​Besetzung:

Stimmen Ninja Reichert, Gina Mattiello
Schlagwerk Manuel Alcaraz Clemente
Violoncello Roland Schueler
Klangregie, Elektronik Reinhold Schinwald

Live-Mitschnitt einer Aufführung in Kooperation mit Theater Quadrat vom 1.Dezember 2023

Tonmischung und Mastering Reinhold Schinwald

 

 

 

Alle Menschenwesen sind Blinde füreinander

Hélène Cixous

Im Zentrum des Live-Hörspiels Aufzeichnungen einer Blinden stehen zwei Frauen, deren Geschichten sich annähern. Sie sind von „Geräusch-Landschaften“ umgeben, die entweder dem Text entnommen sind oder mit dem Lesen von Blindenschrift in Zusammenhang stehen: wie eine Hand, die über Papier streift, ein Schlägel, der auf eine Trommelhaut fällt.

 

Das Buchprojekt entstand in der Absicht die verschiedenen Ebenen des Hörens, Lesens & Tastens miteinander zu verbinden und so ein lustvolles Erleben des Textes & der Musik für nichtsehende,- sehbeeinträchtigte,- und sehende Menschen zu ermöglichen. Um eine Verbindung zwischen den unterschiedlichen Wahrnehmungsformen herzustellen, wurde das Buch in Braille- und Schwarzschrift übereinandergelegt.

Das Live-Hörspiel ist über den im Buch eingefügten QR-Code abrufbar.

 

112 Seiten, dt/Braille
Gestaltung: Janos Szurcsik www.janos.at

Edition Eremitage am Kamp / Clemens Feigel
ISBN 987-3-9519795-3-3

 

Das Kunstbuch kann Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! bestellt werden.

 

Im Bett des Imaginariums erschienen im Passagen Verlag (Juni 2021)

  142 Mary McDonnell Untitled 2007 ink gouache on japanese paper 12 x 17 inches

                                                                    @ mary mcdonnell, untitled, ink guache, 2007

Im Bett des Imaginariums ist der Versuch einer poetischen Intensivierung in Form von Fußnoten: Die in den Textkorpus eingewobenen Objets trouvés lassen die literarischen Bruchstücke ins Imaginäre wachsen.

 

Landschaftsreste tauchen auf, Erinnerungspartikel, Tag- oder Nachtträume, Momente, in denen sich das Bewusstsein aus dem Fluss der Ereignisse löst, Fragmente in verschiedene Richtungen ausbrechen oder wegrauschen. Es könnte irgendwann angefangen haben und immer weiter gehen. Die Sprache oszilliert zwischen dem, was die Autorin auffindet, recherchiert oder beobachtend erfasst. Ein starkes Motiv des Schreibens bildet ein Gedanke von Roland Barthes: „Denn um zu sprechen, muss man sich doch auf andere Texte stützen“. Diese Poetik des Fragments zeigt sich in der Form eines Satzes, eines schon fliehenden, voraus- oder rückwärtseilenden Gedankens, eines losen Bogens oder Einschubes: als energetische Gewebe- und Aggregatzustände. Gleichzeitig spielt das Imaginarium mit dem Bild des begehrenden Subjekts. Unerschrocken zeichnet es Empfindungen auf, liefert sich aus, nimmt immer wieder ironisch und unerbittlich die Schamhaftigkeit in den erweiterten Blick. Dem Raum des Sprechens folgt Stille, wie wenn etwas im Begriff ist zu verschwinden, Unaussprechliches zwischen Körpern steht, etwas zu Ende geht.

 

mein erster Lyrikband ist in der edition art science erschienen

bestellung bei brigitte salanda

a.punkt
Buchhandlung Brigitte Salanda
Fischerstiege 1-7
1010 Wien
+ 43 - 1 - 532 85 14

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titelbild >> wolfgang seierl

1 In China und Japan wurden die Larvenhäute der Zikaden verwendet, um daraus ein Mittel, gegen Ohrenschmerzen, herzustellen.

Dem Grab des ersten Frankenkönigs Chiderich I. († 482 n. Chr.), beziehungsweise seinem mitbestatteten Lieblingspferd, wurden 300 zikadenförmige Schmuckstücke beigegeben.

 

Ein schreibendes Ich, das versucht sich auszulöschen, sich zum Verschwinden zu bringen, doch nur scheinbar. In diesen vergeblichen Versuchen tauchen Landschafts- und Erinnerungsreste auf. Imaginiert wird eine Frau, die sich linkisch in einem sie umschließenden Raum bewegt, in welchem sie letzte Vorbereitungen trifft, die ihr Verschwinden und Nicht Wieder Auftauchen in Gang setzen könnten.

 

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    Alle Menschenwesen sind Blinde füreinander.

                                                    Hélène Cixous

 

23. Oktober 2020, 17.00 Uhr und 19.00 Uhr

 

Im Zentrum des Live-Hörspiels Aufzeichnungen einer Blinden stehen zwei Frauen, deren Geschichten sich wie zwei Linien aufeinander zu bewegen. Sie sind von „Geräuschlandschaften“ umgeben, die entweder dem Text entnommen sind oder mit dem Lesen von Blindenschrift in Zusammenhang stehen : ein Schlägel, der auf eine Trommelhaut fällt, das Tropfen von Wasser auf Glas, eine Hand, die über Papier streift.
Text : Gina Mattiello

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 Eine OpernMiniatur von PERIKLIS LIAKAKIS

Libretto nach dem gleichnamigen Theaterstück von DEA LOHER
 

LAND OHNE WORTE ist eine Reflexion über die Möglichkeit von Kunst in unserer heutigen Welt: In K., einer Stadt am Rande der Menschlichkeit, hat eine Malerin Krieg, Gewalt und Armut erlebt, die sich nicht mehr darstellen lassen. Seither weiß sie nicht mehr, was ihr Sujet in der Kunst noch sein könnte. Dea Loher hat ein eindrucksvolles Monodrama geschaffen, das die unbequeme Frage stellt, was Kunst in unserer Welt darstellen, bewirken, verändern kann.

to find a form, that accomodates the mess (Samuel Beckett)

büro lunaire sucht und entwickelt neue Formen zeitgenössischen Musikschaffens. Aus der Notwendigkeit auf gegenwärtige Produktions- und Rezeptionsbedingungen zu re-agieren und etwas „Eigenständig-widerständiges“ zu setzen, erarbeitet büro lunaire unterschiedliche Formate, die einen erweiterten Kompositionsbegriff zur Grundlage haben : inszeniertes Konzert, composed theatre, szenische Installation, musikalische Intervention, Live-Hörspiel.